Fairtrade: Wie jeder seinen Beitrag zu einem gerechteren Welthandel leisten kann

Haben Sie sich beim Einkaufen schon einmal gefragt, unter welchen Bedingungen die Bananen, der Kaffee oder die Schokolade in Ihrem Einkaufswagen produziert wurden? Viele Konsumenten machen sich zunehmend Gedanken über die Herkunft und Produktionsbedingungen ihrer Lebensmittel. Eine Antwort darauf bietet das Fairtrade-System, das für faire Handelsbedingungen und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Kleinbauern und Arbeiter im globalen Süden steht. Doch was genau steckt eigentlich hinter dem bekannten Fairtrade-Siegel und wie können Verbraucher in Österreich ganz konkret dazu beitragen, den Welthandel ein Stück weit fairer zu gestalten?

Fairtrade, Produkte wie Bananen, Schokolade, Zucker, Kaffee
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Was ist Fairtrade eigentlich?

Fairtrade ist ein Konzept des fairen Handels, das darauf abzielt, Produzenten in Entwicklungsländern bessere Handelsbeziehungen und -bedingungen zu bieten. Die Idee dahinter: Durch garantierte Mindestpreise, langfristige Handelsbeziehungen und Sozialprämien sollen Kleinbauern und Arbeiter auf Plantagen in Afrika, Asien und Lateinamerika in die Lage versetzt werden, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen aus eigener Kraft nachhaltig zu verbessern.

Die Anfänge des fairen Handels reichen bis in die 1960er Jahre zurück. Damals begannen entwicklungspolitisch engagierte Gruppen damit, Produkte aus Entwicklungsländern zu fairen Preisen direkt zu importieren und in sogenannten Weltläden zu verkaufen. In den 1980er Jahren entstand dann die Idee eines Siegels für fair gehandelte Produkte, um diese auch in den konventionellen Handel zu bringen. 1988 wurde in den Niederlanden das erste Fairtrade-Siegel für Kaffee eingeführt.

Heute ist Fairtrade ein weltweites System mit einheitlichen Standards. Die Dachorganisation Fairtrade International mit Sitz in Bonn legt die internationalen Fairtrade-Standards fest und entwickelt die globale Strategie. Nationale Fairtrade-Organisationen wie Fairtrade Österreich sind für die Siegelvergabe und Vermarktung in ihren jeweiligen Ländern zuständig. Die Zertifizierung und Kontrolle der Produzenten erfolgt durch die unabhängige Organisation FLOCERT.

Wie funktioniert das Fairtrade-System?

Das Herzstück des Fairtrade-Systems sind die Fairtrade-Standards. Diese legen detailliert fest, welche sozialen, ökologischen und ökonomischen Kriterien Produzenten und Händler einhalten müssen, um das Fairtrade-Siegel nutzen zu dürfen. Zu den wichtigsten Elementen gehören:

  • Garantierte Mindestpreise: Für die meisten Produkte gibt es festgelegte Mindestpreise, die auch dann gezahlt werden müssen, wenn der Weltmarktpreis darunter liegt. So werden die Produzenten vor ruinösen Preisschwankungen geschützt.
  • Fairtrade-Prämie: Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten die Produzentenorganisationen eine Prämie, über deren Verwendung sie demokratisch entscheiden. Meist fließt das Geld in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen oder Gesundheitszentren.
  • Langfristige Handelsbeziehungen: Händler werden zu langfristigen Partnerschaften mit den Produzenten angehalten.
  • Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit und Diskriminierung.
  • Förderung umweltschonender Anbaumethoden.
  • Demokratische Organisationsstrukturen bei Kleinbauernkooperativen.

Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig durch unabhängige Audits überprüft. Nur wer die Kriterien erfüllt, darf das Fairtrade-Siegel verwenden.

Fairtrade in Österreich

In Österreich hat sich Fairtrade in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Laut dem aktuellen Jahresbericht von Fairtrade Österreich stieg der Umsatz mit Fairtrade-Produkten 2022 um 11 Prozent auf 442 Millionen Euro. Pro Kopf gaben die Österreicherinnen und Österreicher damit durchschnittlich 49 Euro für Fairtrade-Produkte aus - einer der höchsten Werte weltweit.

Besonders beliebt sind Fairtrade-Bananen mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent, gefolgt von Kaffee, Schokolade und Kakao. Aber auch bei anderen Produkten wie Blumen, Textilien oder Sportbällen gewinnt das Fairtrade-Siegel an Bedeutung. Erhältlich sind die Produkte mittlerweile in fast allen Supermärkten, aber auch in der Gastronomie, in Weltläden oder online.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Fairtrade in Österreich ist die breite Unterstützung durch den Handel. Alle großen Handelsketten führen Fairtrade-Produkte, teilweise sogar als Eigenmarken. Auch in der öffentlichen Beschaffung spielt Fairtrade eine wachsende Rolle. Immer mehr Städte, Gemeinden und Organisationen setzen bei ihren Einkäufen gezielt auf fair gehandelte Produkte.

Vorteile und Herausforderungen von Fairtrade im Überblick

Die positiven Wirkungen von Fairtrade sind durch zahlreiche Studien belegt. Zu den wichtigsten Vorteilen für die Produzenten gehören:

  • Höhere und stabilere Einkommen durch Mindestpreise und Prämien
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsschutzes
  • Stärkung der Organisationsstrukturen und Verhandlungsmacht
  • Förderung von Bildung und Gesundheitsversorgung durch Prämienprojekte
  • Unterstützung beim Umstieg auf biologischen Anbau

Gleichzeitig steht Fairtrade aber auch vor Herausforderungen:

  • Begrenzte Reichweite: Nur ein Teil der Ernte kann zu Fairtrade-Konditionen verkauft werden
  • Komplexe Lieferketten erschweren die lückenlose Rückverfolgbarkeit
  • Der Mindestpreis deckt nicht in allen Fällen die Produktionskosten
  • Mangelnde Transparenz bei der Preisgestaltung im Handel
  • Konkurrenz durch andere Nachhaltigkeitssiegel

Fairtrade arbeitet kontinuierlich daran, diese Herausforderungen anzugehen und das System weiterzuentwickeln. So wurden beispielsweise die Standards für existenzsichernde Löhne überarbeitet und neue Modelle wie die Fairtrade-Rohstoffprogramme eingeführt, um den Absatz zu steigern.

10 einfache Wege, wie jeder Fairtrade unterstützen kann

Fairtrade Produkte in österreichischen Supermärkten - vergleichen lohnt sich
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Auch wenn Fairtrade kein Allheilmittel ist, bietet es Verbrauchern eine einfache Möglichkeit, mit ihrem Einkaufsverhalten zu faireren Handelsbedingungen beizutragen. Hier einige konkrete Tipps, wie jeder in Österreich Fairtrade im Alltag unterstützen kann:

  1. Beim Einkauf auf das Fairtrade-Siegel achten: Greifen Sie bewusst zu Produkten mit dem Fairtrade-Siegel, besonders bei Kaffee, Kakao, Bananen und anderen tropischen Früchten. Auch bei Blumen, Textilien oder Sportartikeln gibt es faire Alternativen.
  2. In Weltläden einkaufen: Weltläden bieten eine große Auswahl an fair gehandelten Produkten und informieren ausführlich über die Hintergründe.
  3. In der Gastronomie nachfragen: Fragen Sie in Cafés und Restaurants gezielt nach Fairtrade-Kaffee oder anderen fairen Produkten. Das schafft Bewusstsein und Nachfrage.
  4. Fairtrade-Towns unterstützen: Viele Städte und Gemeinden in Österreich engagieren sich als "Fairtrade-Towns" für den fairen Handel. Informieren Sie sich, ob Ihre Gemeinde dabei ist und wie Sie die Initiative unterstützen können.
  5. Am Arbeitsplatz für Fairtrade werben: Setzen Sie sich dafür ein, dass in Ihrer Firma Fairtrade-Kaffee angeboten wird oder bei Firmenfeiern faire Produkte verwendet werden.
  6. Bei Vereinen und Pfarren aktiv werden: Viele Vereine und kirchliche Gruppen engagieren sich für Fairtrade. Bringen Sie das Thema ein und organisieren Sie Infoveranstaltungen oder einen fairen Brunch.
  7. Politisch Einfluss nehmen: Setzen Sie sich dafür ein, dass Ihre Gemeinde bei der öffentlichen Beschaffung auf Fairtrade-Produkte setzt.
  8. Hintergründe recherchieren: Informieren Sie sich über die globalen Zusammenhänge des Welthandels und die Situation der Produzenten. Fairtrade Österreich bietet dazu viele Materialien.
  9. In sozialen Medien teilen: Posten Sie über Ihre Fairtrade-Einkäufe und -Erfahrungen und inspirieren Sie so Ihr Umfeld.
  10. Qualität wertschätzen: Seien Sie bereit, für fair produzierte Lebensmittel etwas mehr zu bezahlen und wertschätzen Sie die Qualität der Produkte.

Fazit: Fairtrade als Schritt zu mehr Gerechtigkeit

Fairtrade ist sicherlich kein perfektes System und kann die komplexen Probleme des Welthandels nicht im Alleingang lösen. Dennoch bietet es einen praktikablen Ansatz, um Schritt für Schritt zu faireren Handelsbeziehungen zu kommen. Für Konsumenten in Österreich ist es eine einfache Möglichkeit, mit dem täglichen Einkauf einen Beitrag zu leisten.

Jeder Euro, der in Fairtrade-Produkte investiert wird, kommt den Produzenten im globalen Süden zugute und ermöglicht ihnen bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig schafft der Kauf von Fairtrade-Produkten Bewusstsein für globale Zusammenhänge und kann ein Anstoß sein, sich intensiver mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinanderzusetzen.

Fairtrade allein wird die Welt nicht verändern. Aber es ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem gerechteren Welthandelssystem. Jeder Verbraucher in Österreich hat es in der Hand, mit bewussten Kaufentscheidungen dazu beizutragen. Denn viele kleine Schritte können in der Summe Großes bewirken. In diesem Sinne: Achten Sie beim nächsten Einkauf doch einmal bewusst auf das Fairtrade-Siegel und leisten Sie so Ihren persönlichen Beitrag zu mehr Fairness im Welthandel.

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